Viele Unternehmen kämpfen nun schon seit einem Jahr um ihre Existenz, während andere nicht nur trotz, sondern auch wegen der Pandemie Profit machen.
Viele Unternehmen kämpfen nun schon seit einem Jahr um ihre Existenz, während andere nicht nur trotz, sondern auch wegen der Pandemie Profit machen. Dies geschieht auf Grund vielfältiger Faktoren, wie staatliche Hilfen, Kurzarbeit, Ausbeutung und zurzeit gefragte Angebote.
Wie der ZDF-Magazin-Moderator Jan Böhmermann stellen wir uns ebenfalls die Frage „Wer machte nicht trotz, sondern sogar wegen Corona richtig Asche?“. (ZDF Magazin Royale vom 18. Dezember 2020) Zwar bezog er sich hierbei auf den Gründer der Querdenken-Bewegung 711 Michael Ballweg, doch die Frage lässt sich genauso auf seriösere Geschäftsmodelle anwenden.
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Ein Beispiel dafür, wie es anders laufen kann, bietet Schweden. Das staatliche Amt für Wirtschaft und regionales Wachstum hat dort klargestellt: „[…] Aktiengesellschaften, die Dividenden an ihre Aktionäre zahlen, erhalten kein Kurzarbeitergeld. Möglicherweise bereits zu Unrecht gezahlte Leistungen würden zurückgefordert.“ Solche Vorgaben sind auch in Deutschland längst überfällig. Einige Versuche für Regulierungen gibt es bereits, so steht in den Konditionen für die neuen KfW-Kreditprogramme, die wegen der Corona-Epidemie aufgelegt wurden, dass „Gewinn- und Dividendenausschüttungen“ während der Laufzeit „nicht zulässig“ sind. Auffällig sind besonders die fehlenden Vorgaben beim Kurzarbeitergeld, welches Unternehmen auch beantragen können, wenn sie weiterhin Dividenden ausschütten. Dies taten viele der 30 Dax-Konzerne, während sie gleichzeitig ihren Aktionären 2020 knapp 35 Milliarden Euro überwiesen. Der Ungleichheitsforscher Christoph Butterwegge merkt hierzu an: “Es gibt ein deutliches Übergewicht zugunsten der großen Unternehmen, die selbst dann unterstützt werden, wenn das unnötig ist.”
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| Foto von cottonbro von Pexels |
Diese Unternehmen waren ohnehin bereits vor dem Pandemieausbruch in der Gesellschaft präsent und nachgefragt. Doch nun handelt es sich bei ihnen um wahre Größen unseres Alltags. Das soziale Leben ist eingeschränkt, soziale Kontakte begrenzt. In die dadurch entstehenden Lücken treten die genannten Unternehmen - Netflix als Home-Kino, Tinder als Partnerbörse und Kontaktstelle und Zoom als Plattform des digitalen Austausches via Videochat für Unternehmen, Universitäten, Sportvereine usw.
Die Anzahl der weltweiten Netflix-Nutzer*innen stieg im letzten Quartal 2020 auf über 200 Millionen an. Somit setzte sich der Streaming-Anbieter gegen die Konkurrenten, wie Disney+ oder Amazon Prime, durch. Trotz weniger Neuheiten und vielen Verzögerungen bei Produktion und Veröffentlichung, kann man hier auf Grund des großen Streaming-Booms von einem ganz klaren Profiteur der Pandemie sprechen.
Einen wahren Zuwachs erleben auch Dating-Plattformen, wie Tinder. Zu Beginn der Pandemie, im März 2020, knackte dieses Unternehmen seinen ‚Swipe-Rekord‘. „Nie wurde öfter durch die verschiedenen Partnervorschläge 'gewischt'.". Ein ähnliches Phänomen zeigte sich auch bei Zoom, einer Plattform für Unternehmen, die binnen weniger Monate zu einem Alltags-Werkzeug der breiten Masse wurde: „Im April [2020] gab es bis zu 300 Millionen Teilnahmen an Videokonferenzen täglich – im Vergleich zu zehn Millionen noch im Dezember [2019].“
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| Foto von Norma Mortenson von Pexels |
Derzeit sind 5000 Angestellte bei Lieferando beschäftigt, die für 10,50 Euro pro Stunde mit ihrer orangefarbenen Uniform und ihren Fahrrädern durch die Stadt fahren.
Das Handy und das Fahrrad muss selbst mitgebracht werden zur Schicht und falls das Fahrrad kaputt gehen sollte, werden die Reparaturen nicht übernommen.
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| Foto von Anna Shvets von Pexels |
Wir haben gesehen, dass einige Unternehmen die Pandemie zu ihren Gunsten nutzen konnten, jedoch stellt sich die Frage nach Gerechtigkeit und Solidarität gegenüber kleineren Unternehmen, welche nicht über dieselben finanziellen Mittel verfügen bzw. diese gestellt bekommen. Dass die Prioritäten sich entweder nur nach den eigenen Profiten oder nach dem Allgemeinwohl richten können, ist allgemein bekannt. Leider hat daran selbst eine Zeit in der um Solidarität gerungen wird nichts geändert. Jedoch sollte man sich Gedanken darüber machen, wie die Zukunft gestaltet werden sollte, um den durch die Pandemie verstärkten Ungerechtigkeiten entgegenzuwirken. Ein möglicher Lösungsansatz wäre hierbei die Beteiligung der Profiteure an den Kosten der Pandemie, beispielsweise durch eine Art Solidaritätsbeitrag. Aber ob dies auf die Zustimmung der profitierenden Unternehmen treffen würde, bleibt fraglich. Genau deshalb ist es essentiell, sich selbst in Krisenzeiten vor Augen zu führen, welche Prioritäten gesetzt werden und wer durch diese profitiert.
Anne Haußner, Nele Damm & Melisa Meral



